Farbtest und Kunsttherapie kommt einen zuerst wohl etwas eigenartig vor. Ein Test, eine Abklärung, macht das Sinn, ist das nötig?

In der Kunsttherapie werden Farbtests als erkenntnisleitendes Beurteilungskriterium zur Begleitung von Malenden eingesetzt. Sie sind wie eine fotografische Momentaufnahme, die Therapeuten Aufschluss über die Persönlichkeit von Klienten und deren aktuellen Themen gibt.

Nach einem kurzen Einleitungsgespräch wird der Klient aufgefordert, 49 Feldchen mit Buntstiften in den sieben Spektralfarben für ihn stimmig auszumalen. Welche Farben er verwendet und wie er die Feldchen anmalt ist dem Klienten überlassen. Wichtig ist dabei, dass das Blatt nicht gedreht wird und nur eine Farbe pro Feld verwendet wird. Am Ende müssen alle Felder ausgemalt sein, wenn auch nicht unbedingt mit allen Farben.

Während der Klient ausmalt, macht sich der Therapeut zu folgenden Fragen Notizen:

  • Welche Körperhaltung nimmt der Malende ein?
  • Wie ist seine Stimmung, tönt seine Stimme?
  • Was sagt sein Gesichtsausdruck?
  • Wie schnell und wie genau malt er die Felder aus? Tauchen Widerstände auf wie z.B. Rebellion «das stinkt mir», oder Müdigkeit oder Desinteresse?

Gleichzeitig achter er darauf, mit welcher Farbe der Klient beginnt, malt er sorgfältig und welche Reihenfolge wählt er.

  • Malt er die Felder eher fein oder kräftig aus?
  • Ist die Strichrichtung horizontal, vertikal, schräg oder gar kreisend?
  • Gehen seine Farben über die Feldgrenze hinaus oder malt er exakt?

Jedes Detail ist wichtig und gibt zusätzliche Hinweise über die Persönlichkeit des Malenden.

Am Schluss werden die Farben ins linksliegende Barometer eingetragen. Die meistverwendete Farbe gehört ins oberste Feld. Danach geht es absteigend nach unten.

Ausgewertet wird der Farbtest nach einem bestimmten Schema, meistens mit dem Klienten gemeinsam. Der Therapeut kann aber auch vorab für sich eine Auswertung machen und diese dann mit dem Klienten besprechen.

Meistens empfiehlt es sich, vor oder auch erst nach der Analyse weiterführende Farbbilder anzuschliessen. Die Erkenntnisse werden dadurch verständlicher für den Klienten und gleichzeitig dienen sie für den Therapeuten zur Überprüfung der Befunde aus dem Farbtest.

Weiterführende Farbbilder wären z.B. das kleine Körperbild oder das Zeichnen eines Baumes.

Aber auch der Farb-Dreiklang, als Fortsetzung des kleinen Körperbildes, kann weitere Aufschlüsse geben. Der Klient wählt dazu aus dem Körperbild drei Farben aus und malt damit auf einem Blatt drei übereinanderliegende, vorgedruckte Felder aus. Er entscheidet selber, in welcher Reihenfolge er die Felder ausmalt und ob er das Blatt senkrecht oder waagrecht hinlegt.

Eine Collage kann die vorangegangenen Arbeiten ergänzen.

(Auszug aus: Prozessorientiertes therapeutisches Malen und Gestalten, von Denise Keller und Hans Rudolf Zurfluh)